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Ephraim Gabhann taucht im Hochgebirge auf

Am 18. Tage des neunten Monats bat ein Fremder an der Mauer um Einlass in unser Tal. Er sagte er sei verletzt, er sei bei Unwetter in den Bergen abgerutscht und habe sich sein Bein gebrochen. Die Wachen auf der Mauer fuhren mit dem Förderkorb hinunter und holten den Verletzten ins Tal. Sie brachten ihn zum Medikus wo er versorgt wurde. Am nächsten Tage kam ein Bote zu mir auf die Festung und berichtete mir von einem Neuankömmling im Dorf. Grinsend folgte ich dem Boten ins Dorf und begutachtete den Neuankömmling. Der fremde große Mann, mit langen dunklen Haaren und blauen Augen, um den Hals trug er ein Kriegshammer-Amulett. Seine schwarze Hose, schwarzen Stiefel und sein weißes Hemd lagen fein säuberlich auf dem Stuhl neben dem Krankenbett, eine Schlachtaxt stand daneben.

"Seid gegrüsst holde Dame, was führt so ein junges Mädel wie Euch an das Bett eines verletzten Wanderers? Ihr seht nicht aus wie eine Heilerin" begrüßte mich der Fremde. Oh welch eine herrliche Schmeichelei für mich, bin ich doch in Wahrheit schon über 250 Jahre alt aber mein Leib ist kaum älter als 18 Winter. Also stellte ich mich vor: "Ich bin Filyanna Elvea, Fürstin des Rovonia-Hochgebirges." Es schien mir nicht wichtig wer da vor mir lag, es war ein weiterer Fremder, der sich in den Bergen verirrt hatte und auf ewig verschollen sein würde. Ich hatte ein neues Opfer gefunden, im Dorf nannte man mich hinter vorgehaltener Hand bereits "Schwarze Witwe", denn ich hatte bisher jeden meiner Liebhaber und Liebhaberinnen überlebt. Irgendwann fing ich an sie als Spielzeug zu betrachten und mich ihrer zu entledigen, wenn sie mir überdrüssig wurden. In dieser Beziehung war ich meinem Vorgänger sehr ähnlich geworden, jedoch beschränkte ich mich auf Verirrte, die zu uns ins Tal kamen.

Freundlich antworte mir der Fremde: "Ich bin Ephraim Gabhann, Wafffen-, Schmuck- und Seelenschmiedemeister zu Rovonia. Herr des Wolfspakts und Feldmarschall von Mirimothas Garde. Ihr dürft mich Meister Gabhann nennen." sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. bevor fortfuhr: " Es ist mir eine Ehre Eure Bekanntschaft zu machen Herrin. Verzeiht das ich nicht in der Lage bin niederzuknien, wie es sich geziemt vor einem Wesen von edlem Geblüt."

Mir stockte kurz der Atem... "Nein das darf kein neues Opfer werden, ihm würde eine Armee folgen.... Das kann ich meinem Volke nicht zumuten. Selbst wenn ich alle Angreifer niederstrecke, würde es einen erbitterten Krieg über mein Reich bringen...."

Mit Jahren lernte ich Fürsorge für mein Volk.  Und doch ertappte ich mich dabei wie ich die Muskeln seiner baren Brust streichen wollte doch ich bewahrte Courtelance und sprach mit ruhiger Stimme: "Willkommen im Rovonia-Hochgebirge, Meister Gabhann. Ich lasse Euch auf meine Festung bringen und werde Euch persönlich pflegen, als Gegenleistung verlange ich interessante Geschichten aus den Ländereien von Außerhalb."

Darauf antwortete der Meister immer noch mit einem Grinsen im Gesicht: "Wie die Herrin wünscht."

Ich wendete mich ab und ging  zu meiner Festung zurück.

 

Meister Gabhann erreicht die Festung

Im Laufe des Tages wurde Meister Gabhann in meine Festung gebracht und im Gästezimmer einquartiert. Er war etwas verwirrt da die Helfer des Medikus ihm Beileid wünschten. Ich kümmerte mich um Meister Gabhann wie es sich für eine Krankenschwester gehörte und wir kamen ins Gespräch. Er erzählte mir von Mirimotha und all seinen Provinzen und den seltsamen Wesen die dort lebten. Auch berichtete er mir von seinem Haus dem Wolfspakt und dem wie stolz er doch auf den Zusammenhalt der Wesen dort sei, gleich welcher Herkunft oder welchem Stand sie angehörten. Mir gefiel was ich hörte, war ich doch dereinst auch nur eine einfache Bauerntochter.

Meister Gabhanns Heilung schritt voran und ich fragte ihn eines Tages was ihn den ins Rovonia-Hochgebirge verschlagen hat.

 Seine Antwort verwunderte mich: "Ich bin auf der Suche nach meiner Gemahlin, sie ging auf Reisen ohne ein Wort und ich habe bereit ganz Mirimotha abgesucht und bevor ich in die unwirtlichen und trockenen Weiten der südlichen Ebene vordringe dachte ich mir ich folge einmal dem alten fast nicht mehr sichtbaren Pfad durch den Wald ins Gebirge. Vielleicht bringt er mich ja zum Meer zu einem Hafen, von wo aus ich in die Nordlande reisen kann." "Eure Gemahlin?" erwiderte ich verwundert "ich dachte die Dame, die Ihr Aira nennt ist Eure Gemahlin." Ephraim Gabhann lächelte bitter und entgegnete: "Ich habe zwei Ehefrauen. Mein Herz kann sich nicht entscheiden, ich liebe beide. Die ein unbändig, frei, ewig auf der Jagd nach neuen Abenteuern, die andere bodenständig, wissend, fürsorglich und die beste Keksbäckerin der Welt."

Ich traute meinen Ohren kaum, doch konnte ich ihn auch verstehen. Sein Blick wurde traurig und er sprach weiter: "Sie beharken sich gegenseitig wie zwei Löwen die um ein Rudel kämpfen. Sie sind eifersüchtig aufeinander... " er lachte bitter auf "... und ich kann es nachvollziehen, ich würde kochen vor Wut müsste ich auch nur eine von ihnen teilen."

Mit kühler Miene und fester Stimme entgegnete ich: " Ihr seid ein Monster Meister Gabhann. Ihr mutet jeder Dame unheimliche Seelenqualen zu mit jedem Augenblick wo ihr bei der Anderen verweilt." Er senkte den Blick und sprach: " Ich weiß doch ist mein Herz nicht bereit eine der Beiden zu verbannen. Es wäre wohl besser ich würde im Kampfe fallen. So könnten beide Damen mich vergessen und neues Glück finden." Ein Klatschen schallte durch das Gästezimmer, ich hatte dem Meister Gabhann eine Ohrfeige und schrie ihn an: "Wie könnt Ihr es wagen auch noch solch einen Gedanken zu hegen, um Euch aus der Verantwortung zu stehlen. Ihr gabt beiden Damen das Versprechen sie zu lieben und zu ehren bis dass der Tod euch scheidet. Doch es zu erzwingen ist Betrug am Leben, wie würde Euer Allvater darüber richten? Was Ihr damit Eurer Schwester antun würdet habt Ihr scheinbar auch nicht bedacht." Meister Gabhann rieb sich das Ohr und blickte mich missmutig an. "Da habt ihr wohl Recht Filyanna. Ich muss Nayna finden und sie heim bringen. Auch wenn es heißt das ich immer streitende Ziegen im Hause zu haben."

Ich lächelte mild und nickte leicht. 

"Wer führt den Wolfspakt während Eurer Abwesenheit?" fragte ich mit spitzer Zunge.

Sein Blickt wurde starr, kalt und leer: "Niemand.... " stammelte er nur.

 

Meister Gabhann und mein Dämon

 Die Genesung des Meisters schritt voran und er war mir sehr sympathisch geworden und ich vertraute ihm meine Geschichte an.

Die Augen des Meisters weiteten sich und er sprang von seinem Sessel auf. "Dämon, so werde ich dich vertreiben." Starr vor Schreck war ich nicht in der Lage mich zu rühren und auch mein innerer Dämon schien überrascht, denn er tat nichts. Der Meister kam auf mich zu und ich verspürte ein Gefühl in mir damals als der Fürst sich zu mir legte, doch diesmal war ich gelähmt vor Angst. Der Meister kettete mich an einem Stuhl in der Bibliothek fest und begann mit einem seltsamen Ritual. Er zeichnete okkulte Symbole auf den Boden und zog eine Bannkreis um mich. Als er fertig war ging er in sein Zimmer und kehrte mit seine Exorzisten-Ausrüstung wieder.

Ich wusste das es nun um mich geschehen war, wenn auch mein Körper nicht alterte so war ich jedoch nicht unverwundbar, ich schloss die Augen und wartete auf mein Ende. Der Meister begann wilde Formeln in einer mir fremden Sprache zu murmeln, ich hörte nur immer ab und ein Wort das ich verstand: Allvater!

Ein Gefühl der Hitze und der Kälte durchfuhr mich zu gleich und ich spürte das mir etwas fehlte. Auch fehlte mir eine Last, die auf meinem Herzen ruhte.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah wie der Meister auf einem seltsamen Amboss einschlug. Doch dieser Amboss war nicht aus schnödem Eisen. So wie das einfache Metall von Vollendung in Form einer perfekten Klinge oder eines atemberaubenden Schmuckstücks träumt, ist er gestaltlos; und doch fest und hart, härter als bester Zwergenstahl und gleichsam doch flüchtig wie filigranstes Gespinst aus Golddraht. Nur ein meisterlicher Schmied vermag ihn zu nutzen - und doch selbst ein Geselle, so er den wahren Geist der Schmiedekunst in seinem Innersten fühlt. Denn auf diesem Amboss fertigt der Kundige nichts weniger als Träume - solche, die waren, solche die sind, und selbst jene, die noch sein werden.

Während ich die Augen geschlossen hatte, zeichnete der Meister einen weiteren Bannkreis um die gesamte Bibliothek. Er legte das Werkstück ab und band es mit einer weiteren Formel an diesen Raum. Aus dem Werkstück erhob sich ein geisterhafter Gestalt, die genauso aussieht wie ich. Der Meister grinste breit und sprach:

"Herrin Elvea, der Dämon der Euch innewohnte ist befreit, machtlos und an diesen Raum gebunden. Das einzige was er jetzt noch vermag sind Illusionen, die Euch das fürchten lehren sollen. Doch solang ihr diese Reliquie unversehrt ist, ist der Dämon machtlos." Er gab mir ein blutrotes Ei , das künstlerisch gestaltetet ist und  aus edelstem Gestein, getaucht in Lavaechsenblut, verziert mit Goldstaubzeichnungen. Er entschuldigte sich, dass es ausgerechnet ein Ei ist, doch habe er gerade kein anderes geschlossenes Gefäß zur Hand gehabt. Nun steht diese Reliquie in der Bibliothek und bindet meinen Dämon an diesen Raum.

Der Meister kniete sich vor mich leise flüsterte er: "Nun Herrin, ab sofort sind Eure Tage im Schicksalsrad gezählt. Ihr werdet fortan wieder altern und so der Allvater es will an Altersschwäche sterben." Mir lief bei diesen Worten ein wohliger Schauer über den Rücken.

 

Der Abschied und die Übertragung der Verantwortung

Meister Gabhann ist nun wieder vollständig gesund. Er bereitete sich auf seine Abreise vor und hat die Schmiede im Dorf noch etwas modernisiert.

Bevor er ging bat er mich noch darum mir eine schwere Bürde aufzubinden: "Werte Fürstin des Rovonia-Hochgebirges..." begann er. 

Ich kichert wie ein junges Mädchen, das ich ja nun endlich wieder war und unterbrach ihn "Eph, nenn mich Fily. Wir haben soviel Zeit miteinander verbracht.... "  als er wiederum mir ins Wort fiel... "Ich bitte Euch während meiner Abwesenheit den Wolfspakt und Mirimothas Garde zu führen. Für diesen Zeitraum befördere ich Euch in den Rang eines Feldmarschalls... ich werde der Justicarin eine Nachricht zukommen lassen und ihr genaue Instruktionen geben was sie zu tun hat. Lebt Wohl Dame Elvea." ehe ich etwas erwidern konnte hauchte er mir einen Kuss auf die Wange und ging fort.

Ich war wie zu einer Salzsäule erstarrt und blickte ihm nach.

Ich sollte den Wolfspakt führen? Ich kannte doch die Welt außerhalb des Tals gar nicht. Auch wusste ich nicht wie man eine Armee oder ein Haus führt. So konnte ich nur hoffen das mir die Justicarin zur Seite steht. Jedoch war mir auch bewusst das sie mich nicht mit offenen Armen empfangen wird. Um so größer war meine Überraschung als ich erfuhr das die Justicarin seine daheim gebliebene Gemahlin Aira ist. Die Paladina, war also seine Frau. Die Person die es geschafft hatte seinen Orden auszulöschen.

Ich bereitete mich auf  schwere Zeiten vor.