Geboren wurde ich am dritten Tage im Monat der Nebel, im Fürstentum Rovonia-Hochgebirge.
Es ist kein spektakulärer Ort, er liegt versteckt in einem Talkessel und hat nur zwei Zugänge zur Aussenwelt.
Der schmale Pass im Norden führt nach Venost und im Osten gibt es einen schmalen Pfad nach Rovonia.
Als ich 12 Winter alt war, wurde unser verstecktes Tal von Banditen heimgesucht, die alles niederbrannten was sie finden konnten.
Es gab kaum Verluste unter den Bewohnern des Tals, jedoch meine Eltern waren darunter.
Als der Fürst am Morgen nach dem Angriff ausritt um den Schaden zu begutachten, fand er mich.
Ich saß wie verängstigt und frierend in den Trümmern meines Elternhauses.
Der Fürst meinte ich solle mit ihm auf seine Festung kommen, dort würde ich ein Dach über dem Kopf bekommen, Speis & Trank und eine Ausbildung.
Gern willigte ich ein und folgte dem Fürsten in die Festung.
Da war sie also die Festung des
Fürsten Sulfor, Herr über das Rovonia Hochgebirge.
Er lehrte mich lesen, schreiben und rechnen.
All das empfand ich als sehr mühselig da ich es
doch als einfache Bauerntochter
nicht brauchte, aber ich lernte eifrig.
Auch brachte er mir die Magie näher und ich spezialisierte mich auf die Macht der Luft.
Luft vermag es heiß zu sein wie das Höllenfeuer und ist im Stande ganz ohne Feuer Metall zu schmelzen, Erde auszutrocknen oder als kalte Nordwind Wasser gefrieren zulassen. Feuchte Luft soweit abkühlen zu lassen, dass es regnet oder schneit.
Besonderes Augenmerk legte ich auf das Rufen von Tieren die mir zu Diensten sein sollten.Das Schmuckstück des Fürsten war eine gläserne Kugel mit derer in die Welt schauen konnte.
Das Tal hatte sich vom Banditenüberfall erholt und die Bevölkerung hatte fast alles wieder aufgebaut.
Die zwei Pässe die ins Tal führten wurden nun mit einer gewaltigen Mauer geschlossen. Von innerhalb des Tals kann man hinauf gehen. Zu jedem Pass führt eine riesige Treppe mit je 2000 Stufen.
Zu beiden Seiten der Mauer gibt es Aufzüge, damit man schwere Lasten nicht die Treppe hochtragen muss und um von ausserhalb überhaupt auf die Mauer zu kommen.
Mit voller Eifer lernte ich das Zaubern.
Der Fürst war so stolz auf mich.
Jedes Jahr zu meinem Geburtstag dem dritten Tage
im Monat der Nebel gab der Fürst ein großes Fest mir zu Ehren.
Jedes Jahr wurde es größer und pompöser.
Zu meinem 18. Geburtstag schenkte er mir ein Buch mit magischen Sprüchen sogar eine Widmung hat er mir hineingeschrieben.
Für meine geliebte Schülerin Filyanna Elvea
halte es in Ehren und lerne fleißig.
In Liebe
Sulfor, Fürst des Rovonia-Hochgebirges
Ich war außer mir vor Freude doch sollte ich seine Widmung noch verstehen lernen. Ich war so jung und naiv. Nach dem Fest als alle schon gegangen waren, begab ich mich in mein Gemach und legte mich zur Ruhe. Doch die Ruhe weilte nicht lange denn ich bekam Besuch vom Fürsten. Ich dachte mir nichts dabei, ist er doch die vergangenen sechs Jahre auch fast jeden Abend an mein Bett gekommen um mir eine Gute Nacht zu wünschen.Diesmal nicht er legte sich zu mir ins Bett und nahm mich in den Arm. Ich die dem Weine etwas zu sehr gefrönt hat ließ es zu. Doch ehe ich es mich versah riss er mir mein Nachtgewand vom Leibe, wälzte sich über mich und versuchte meiner Herr zu werden.
Da er mir viele Geschichten über Unholde und Raufbolde erzählte schlief ich
seit einigen Jahren immer mit einem Stilett unter dem Kissen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es gegen ihn einsetzen würde. Stumm und ohne große Gegenwehr meinerseits lag er nun über mir. Gerade als er seinem widerlichen Plan nachgehen wollte, zog ich das Stilett unter dem Kissen hervor und stach es ihm in die Kehle.So süß schmeckte sein Blut, so samtig rot wie reifer Wein, stark und rein. Ich konnte nicht mehr an mir halten ich nahm all seine Macht in mir auf.
Nachdem er leblos auf mir zu erliegen kam, kämpfte ich mich unter ihm hervor.
Erst jetzt wurde mir bewusst was ich getan hatte. Ich blickte panisch zur Tür meines Gemaches, was wenn die Wachen es gehört haben.
Dann wiederum fiel mir ein, warum sollte ich mir Gedanken machen. Hatte er mich nicht als seine Erbin eingesetzt? Was soll mir schon geschehen, der Fürst ist tot, lang lebe die Fürstin. Der Fürst war ohnehin nicht sonderlich beliebt beim Volk, ging er doch stetig nach dem Äußeren eines Wesens.
Langsam öffnete ich die Tür zum Korridor, niemand war zu sehen. So schlich ich durch die Flure nun meiner Festung. Mein Nachtgewand war getränkt vom Blut des Fürsten, doch es störte mich nicht. Seine Macht, die mir nun zu eigen war, ließ mich die Festung mit anderen Augen sehen. Der Alte war Nekromant und die Festung voll von gegeißelten Seelen, deren Qualenschreie ich vernehmen konnte. Eine eisige Bitterkeit umschloss mein Herz. Ich musste etwas unternehmen, diese Schreie würden mich sonst in den Wahnsinn treiben. Doch zuvor beschloss ich ein Bad zu nehmen.
Ich begab mich ins Badezimmer und pumpte Wasser in die Wanne. Gerade als ich den Windzauber gewebt hatte um den Wüstenwind Mentorans herbei zurufen, stockte mir der Atem.
Das Wasser war blutrot und unter meinem Gewand verbargen sich verängstigte Geister von jungen Mädchen, die aus vergangenen Tagen kannte. Sie waren alle für eine gewisse Zeit die Begleiterin des Fürsten gewesen.
Jetzt wurde mir klar warum sie eines Tages wie vom Erdboden verschluckt waren.
Der zu mir doch sonst immer so freundliche Fürst wusste sein wahres Gesicht vor mir zu verbergen in einer kunstvollen Maskerade.
Ich ließ das Wasser wieder aus der Wanne raus und entschloss mich die Festung weiter zu untersuchen.
Tränen flossen meinen Wangen hinunter, den in jedem neuen Flur sah ich nun weitere Geister, deren Schicksal, welches ihnen einst widerfuhr mir nun offenbart wurde.
Ich rannte durch die Gänge doch es gab kein Entrinnen, überall waren gequälte Seelen, die scheinbar nur auf mich warteten.
Ich war am Ende. "Wo waren denn die Wachen?" fragte ich mich plötzlich. Außer den Geistern ist mir niemand begegnet. Haben sie sich etwa aus Angst vor den mörderischen Gelüsten des Fürsten nach den Feierlichkeiten etwa auch aus dem Schloss zurückgezogen?
Ich rannte in den Keller so schnell mich meine Füße tragen konnten. Der kalte Steinboden brannte wie Feuer an meinen Fußsohlen.
Ich blickte mich im Keller um, dort war die Zelle in der normalerweise die Unholde gefangen gehalten wurden.
Und was war das? Ich fand eine geheime Tür, die ich vorher nie sehen konnte. Erst die Macht des Fürsten machte es mir möglich die Tür zu sehen.
Natürlich war ich neugierig, doch auch die Zelle war interessant und ich ging hinein. Ich sah nichts... und ich hörte auch nichts. Scheinbar gab es hier in dieser Zelle keine gequälten Seelen. Ich wandte mich um und ging zu der geheimen Tür.
Ich öffnete die Tür und sank auf die Knie. Ich hatte ein geheimes Labor entdeckt. Untote Wesen, halb-verfault standen vor mir. Ich begann bitterlich zu weinen. Mehrere dieser armen Geschöpfe kamen auf mich zu. Aus einigen war die Seele noch nicht entwichen und sie stammelten nur: "Befreie unsere Seelen... Töte uns." Ich blickte auf und schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht." schrie ich in meiner Verzweiflung.
Nun wandten sich auch die bereits seelenlosen mir zu und umringten mich. Furchtbares Gestöhne von Schmerzen umringte mich und ich lag begraben unter einem Berg von totem Fleisch.
Ich versuchte mich zu beruhigen und webte einen Zauber. Das Feuer wäscht die Seele rein, sagte man mir einst. So webte ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Feuerzauber. Ich hatte es noch nie getan und wusste nicht ob es funktionieren würde, da ich nur davon gelesen hatte. Als ich den Zauber fertig hatte und ihn aus meinen zitternden Händen entlassen wollte, brach er bereits von alleine los.
Was sagte der Fürst eins: "Zauber, die mit Emotionen gewebt werden sind gefährlich. Da Angst, Zorn, Wut, Liebe und Verzweiflung schlechte Ratgeber sind." Er meinte damit, dass der Zauber stärker wirken könnte als geplant und sich damit auch gegen den Anwender richten könnte.
Ja der Zauber war stärker als erwartet. Ein riesiger Feuerball entlud sich und verwandelte das untote Fleisch über mir in Asche.Leider war die Entladung so groß das auch ein Teil der Festung dabei in Schutt und Asche gelegt wurde. Mit nur einem Schlag hatte ich alle Seelen in der Festung rein gewaschen. Als der Trümmerhagel rund um mich herum abebbte, wagte ich es den Kopf zu erheben und mich umzuschauen. Es war nichts mehr da, außer mir und den Trümmerfestung.
Ich erhob mich aus dem Aschehaufen in dem ich lag.
Ich lief so spärlich wie ich bekleidet war ins Dorf am Fusse der Festung. Auf dem Dorfplatz hatte sich bereits eine Meute von Wesen versammelt und sie gafften zur Festung hinauf. Als mich ein kleines Mädchen erblickte rief es laut: "Guck mal Mama, da ist Prinzessin Filyanna!" Sie lachte dabei und schien sich wirklich zu freuen mich lebend und in einem Stück zu sehen. Sofort begannen die Wesen zu tuscheln.
Erschöpft und doch voller Angst was nun folgen würde korrigierte ich das Mädchen: "Fürstin Elvea, ich habe dieses Tyrann beerbt." erschöpft brach ich bewusstlos zusammen....
Als ich erwachte fand ich mich im Haus des Medikus wieder. Mein Körper war gewaschen und in ein sauberes Bett gelegt worden. Ich erhob mich und ging aus dem Zimmer, der Medikus sah mich an als wäre ich ein Geist.
Leise sprach er: "Willkommen im Reich der Lebenden Herrin Elvea. Ihr habt uns von dem Tyrannen befreit? Wer versichert uns das Ihr keine Tyrannin seid?"
In mir kochte eine unheimliche Wut auf, ich eine Tyrannin? Die, die keinem Wesen etwas zu leide tun kann! Ehe ich mich versah hatte ich bereits unbewusst einen Zauber gewebt und den Medikus mit Windstoß gegen die Wand geworfen. Leise, mit fester Stimme hörte ich mich sagen: "Dann hättet Ihr mich töten sollen als Ihr die Möglichkeit dazu hattet."
Was war aus mir geworden? Ich habe den armen Mann mit einem Zauber belegt, weil ich mich durch seine Worte angegriffen fühlte. Herrlicher Dank für die Gastfreundschaft, die er mir bot.
"Verzeiht, das wollte ich nicht." Ich half dem Medikus auf, da er nach dem Aufprall gegen die Wand zu Boden gesackt war. Der Medikus verengte die Augen zu Schlitzen und sah mich prüfend an.
Nach einer Weile sagte er: " Wenn Ihr nicht in der Lage seid, den Dämon der Euch nun inne wohnt zu beherrschen, werdet Ihr genauso eine Tyrannin sein wie der Fürst."
Mit nur einer Handbewegung hatte ich einen Feuerball heraufbeschworen und den Medikus in einen Haufen Asche verwandelt.
Ich schritt vor die Tür und draußen schien das gesamte Volk des Rovonia-Hochgebirges versammelt.
Ich lächelte kalt und sagte mir leiser aber durchdringender Stimme: "Der Fürst ist tot. Stellt Euch mir nicht in den Weg und Ihr bleibt unversehrt."
Das kleine Mädchen, welches sich in der Nacht so freute mich zu sehen riss sich von seiner Mutter los und rannte auf mich zu. Eine riesiger Stein legte sich schwer auf mein Herz. Ich bete zu allen Göttern, die mir geläufig waren das ich den Dämon in mir unter Kontrolle halten konnte.
Das kleine Mädchen baute sich vor mir auf fragte mit der Unschuld und Naivität wie es nur Kinder haben: "Was ist mit dir Fürstin Elvea?"
Ich hockte mich zu der Kleinen hinunter und sprach mit warmer beruhigender Stimme. Ich erzählte ihr im Groben was geschehen war, das der Fürst gestorben sei und dass ich sein Erbe angetreten habe. Deshalb wohne jetzt auch ein Dämon in mir, der mir unheimlich große magische Kräfte gibt, mich aber auch schnell wütend und unberechenbar macht. "Ich muss noch lernen damit umzugehen." sagte ich leise und strich ihr durch das Haar. Dann erhob ich mich, die Mutter der Kleinen hatte es sehr eilig sie von mir weg zu holen. Ich winkte den Bürgermeister zu mir heran und erzählte ihm leise wie es wirklich war. "Ich werde mich auf meine Festung zurückziehen. Ich erwarte das kein Wesen dieses Tal je wieder lebend verläßt." Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und meine Hand ging an die Kehle des Bürgermeisters. "Sonst werde ich das einzige Wesen sein, welches hier im Tal lebt." Sagt ich mit einem leicht bedrohenden Unterton. Der Bürgermeister nickte leicht, so gut es ihm möglich war und ich ließ ihn frei.
So kehrte ich zu meiner Festung zurück. Ich blickte mich um. Ich musste wissen welche Teile noch intakt waren und welche nicht.
Nach einem Rundgang wusste ich das die Bibliothek, die Eingangshalle, der innere Hof, eine große Halle und drei Räume noch unbeschädigt waren.
Einer dieser Räume war mein Schlafgemach, welches ich heute noch nutze. Ich warf den Leichnam des Fürsten aus meinem Bett und legte mich hinein.
Das Hochgebirge war nun mein Reich.
In den folgenden Jahren, kehrte ich immer wieder ins Dorf zurück und besprach mit dem Bürgermeister welche Arbeiten als Nächstes an der Festung vorgenommen werden sollen. Ich achtete peinlichst genau darauf niemals in die Nähe der Handwerker zu geraten, ich wollte nicht durch meine Unbeherrschtheit noch mehr unschuldiges Blut vergießen.
Die Jahre strichen ins Land und bald sah man der Festung nicht mehr an was hier eins vorgefallen ist.
Ich sah verschiedene Bürgermeister kommen und gehen. Mein Geist ist gewachsen, meine Seele ist alt, doch das dämonische Blut, welches durch meine Adern fließt lässt meinen Körper nicht altern. Ich sehe immer noch aus wie 18 doch bin ich mittlerweile 258 Jahre alt. Es war viel Zeit in der ich meine Studien vertiefen konnte und auch das ein oder andere Abenteuer erlebt habe.
Doch das geneigter Leser findet Ihr in einer anderen Geschichte.